Beim Eintritt in die Kirche trifft man das Ergebnis der Kirchenrenovierung 2000 an. Der Weg zu diesem nun so geschaffenen Raum war allerdings ein mitunter nicht ganz leichter. Bei der Kirchenerweiterung 1912, im Sinne des Neobarock, erhielt der Innenraum eine ebensolche Ausstattung. Vieles war noch nicht fertig und manche Bauzier war noch auszuführen. Diese Komplettierung wurde 1937 nachgeholt und manches noch neu überlegt und dazugefügt.
Nach 1945 waren zunächst die Kriegsschäden zu beseitigen. Man bedenke, dass der Großteil der Kirchenfenster zerborsten war und vorläufig mit Pappkarton ersetzt werden musste. Doch gelang nach und nach die Wiederbeschaffung des Glasmaterials und als Höhepunkt dieses Bemühens wurden sogar zwei neue figurale Buntglasfenster in Bleifassung, nach Entwürfen von Karl Rieder in Schwaz, angeschafft. Diese beiden Fenster waren ursprünglich zu beiden Seiten des Hochaltars eingebaut. Heute sind sie vor der Hauptempore situiert.
Im Jahre 1961 folgte dann eine radikale Erneuerung des Innenraumes. Altäre, Kirchenbänke, Bilder, aller Stuck und sonstige Bauzier wurden restlos entfernt und eine völlige Neugestaltung eingeleitet. Dabei wurde auf jedes Dekor und sonstigen Raumschmuck verzichtet. Eine mittlere Altarinsel wurde geschaffen und der Raum somit völlig umorientiert. Künstlerische Arbeiten wurden nur in sehr eingeschränkter Weise ausgeführt. So die neuen Betonglasfenster und das Leuchtkreuz von Max Spielmann und die beiden großen Tafelbilder sowie die Kreuzwegstationen von Karl Weiser.
Kirchenbänke und Beichtstühle wurden in zeitgemäßen Formen neu geschaffen. Die Reaktion auf diese Maßnahmen war eine sehr zwiespältige. Es gab begeisterte Zustimmung und schroffe Ablehnung. Doch mit der Zeit gewöhnten sich die Wörgler an diese Neuerungen. Es folgten noch die Türen des Hauptportals vom Imster Künstler Elmar Kopp und die Ausgestaltung und Adaptierung der Taufkapelle durch Ilse Glaninger-Halhuber. Sowie die auf der unteren Empore neupositionierte und auch neugebaute Orgel. Durch die etwas überhasteten Neuerungen hatte manches an Ausführungsqualität gelitten und so entschloss man sich im Jahre 1976 zu einer Neuausmalung. Dieselbe sollte nicht allzu viel bringen und es setzte im Kirchenraum ein Stillstand bis zum Herbst 2000 ein.
Nun setzten völlig neue Überlegungen ein. Ein Schwerpunkt war die Sanierung der durchgefeuchteten Gewölbe. Dies wurde durch das Unterspannen mit einer neuen Putzträgerschale und einer völligen architektonischen Neuformung und Neuverputzung erreicht. Zwei 1961 zugemauerte Fenster wurden wieder geöffnet und darunter die Figurennischen wieder angebracht. Zwei neue Seitenemporen entstanden.
Im Querschiff kamen ein neuer Boden und darauf eine völlige Neuordnung der Altarsituation mit Ambo, Osterkerzenleuchter und Tabernakel zur Ausführung. Die Tafelbilder und Kreuzwegstationen wurden neu positioniert und die beiden Beichtstühle um ein Joch zurückversetzt.
An den Decken wurde ein sehr sparsamer Dekor angebracht, an den Seitenwänden lediglich die neuen Apostelzeichen gesetzt. Um eine gewisse Stimmung im Raum zu erreichen, wurde ein leichter Glitzereffekt gesucht und in den neuen Kapitälen mit Goldhöhungen, in der Beleuchtung und in den an den Leuchten Posamenten angebrachten Silberkugerln gefunden. So entstand doch ein Raumeindruck der vornehmen Zurückhaltung und mit einer nicht zu unterschätzenden Farbbrillanz. Diese wird durch das wechselnde Spiel des Tageslichts noch gesteigert.
So ist es dem Herrn Diözesanarchitekten Peter Schuh doch gelungen, einen Konsens von allem Vorhandenem mit dem dazu Neugeschaffenen zu finden und den Wörglern eine Kirche zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen, oder wie ein Wörgler so treffend bemerkte: „Mir gefällt die Kirche gut. Doch was mich im einzelnen beeindruckt, kann ich nicht sagen.“
Platzer Hans