Ein kulturelles und kulinarisches Highlight stand Ende Oktober im Pfarrverband Wörgl – Bruckhäusl auf dem Programm. Franz und Brigitte Schnellrieder organisierten wieder eine Pfarrreise. Dieses Mal ging es nach Budweis. Von dort wurden den Teilnehmer*innen in Tagesausflügen mit Hilfe eines ortsansässigen Reiseleiters Südböhmen nähergebracht und die hiesige Braukunst schmackhaft gemacht.
Beginnen durften wir die Reise mit dem Besuch des Weltkulturerbes Český Krumlov, deutschKrumau. Wunderschön an der Moldau gelegen haben die Adelsgeschlechter der Rosenberger, Eggenberger und Schwarzenberger ihre Spuren in der Stadt hinterlassen, die von Bränden verschont noch in vielen Bereichen ihr altertümliches Gesicht präsentieren kann. Beim Mittagessen konnten wir eine erste Kostprobe der böhmischen Braukunst zu uns nehmen und uns von der professionellen Vergärung von Hopfen und Malz überzeugen. Am Abend war dann die zweite Kostprobe angesagt, jetzt aber in Budweis. Klar, dass das berühmte Budweiser zur Verkostung anstand, dessen Herstellung uns am nächsten Tag mit nationalem Stolz vorgeführt wurde.
Der zweite Tag begann mit einer Führung durch Budweis. Sehenswert waren das Rathaus samt Vorplatz, die goldene Brücke und der schwarze Turm. Danach ging es zur Budweiser Brauerei, die das sehr bekömmliche Budweiser herstellt – sofern man es in Maßen genießt. Bei einer Führung samt Verkostung wurde uns Vieles vom Entstehungsprozess des Bieres erklärt und natürlich machte man uns auf den Unterschied zwischen dem "echten" Budweiser aus Böhmen und dem amerikanischen Budweiser aufmerksam. Die Verkostung im Lager kam am besten an. Beim Mittagessen im angrenzenden Brauereigasthof konnten die meisten nicht widerstehen, sich neuerlich von der Bekömmlichkeit des Braugetränks zu überzeugen. Und der im Verkaufsmarkt angebotene "Notfallkoffer" fand ebenfalls großen Gefallen. Es könnte ja zu Hause eine "Budweiserabstinenz" entstehen, die umgehend behandelt werden muss. Am Nachmittag bewunderten wir dann das Schloss Hluboká (deutsch Schloss Frauenberg), das die Schwarzenberger mehrfach umbauen ließen, zuletzt im 19. Jhd., so dass nun - angelehnt an Schloss Windsor – ein malerisches Schloss im Tudorgotikstil erstrahlt. Seit der Enteignung durch die Kommunisten im Jahr 1947 gehört das Schloss der Tschechischen Republik, die das Schloss betreut, renoviert und touristisch vermarktet. Am Abend machten sich manche von uns auf den Weg, um das Nachtleben von Budweis zu erkunden und festzustellen, dass (alkoholische) Getränke um einiges billiger sind als hierzulande. Man freute sich und schonte das Geldbörserl, letztlich aber nur, um am nächsten Tag die restlichen Kronen auszugeben. Sollst leben, liebes Böhmen!
Romantisch begann der dritte Tag. Interessante Farbenspiele und goldgelbe Bäume zeigten uns den Herbst von seiner lieblichen Seite und verkürzten uns mit dieser pittoresken Untermalung die Fahrt zum böhmischen Dorf Holašovice (deutsch Hollschowitz), das aufgrund seines im Bauernbarock errichteten Stils ebenfalls zum Weltkulturerbe erhoben wurde. 140 Menschen leben noch dort, 150.000 besuchen das Dorf jährlich – man könnte fast von einem „böhmischen Hallstatt“ sprechen – mit all den Nebenerscheinungen, die ein Weltkulturerbe mit sich bringt. Im Anschluss ging es zum Moldau- oder Lipnostausee, auf dem wir eine Schifffahrt genießen durften. Lipno gilt mittlerweile als aufstrebender Sommertourismusort. Man merkt es an den neueren Bauten, die überwiegend der Vermietung und der touristischen Vermarktung dienen. Ende Oktober entgingen wir aber den Menschenströmen, die sich laut Guide im Sommer hier tummeln. Zu Mittag gegessen wurde in Prachatice (deutsch Prachatitz), selbstverständlich nicht ohne vorher durch unseren Guide über die Stadt, die Hussiten (die die Stadt kurzzeitig in Besitz nahmen) und über das alte und neue Rathaus samt dem davor liegenden, zum Verweilen einladenden Marktplatz informiert zu werden. Am Nachmittag wurde das Zisterzienserkloster Vyšší Brod besucht, das von den dort ansässigen Mönchen wieder in Schwung gebracht werden soll. Nach wie vor befindet sich ein Teil des (ehemaligen) Klosters in staatlicher Hand. Eine Restituierung ist noch nicht in Sicht. Diese Gebäude sind derzeit in einem baulich desolatem Zustand. Es besteht Zweifel, ob sie überhaupt noch erhalten werden können. Die Gebäude, die die Zisterzienser wieder ihr eigen nennen dürfen, wurden mittlerweile wieder in Stand gesetzt und können auch besichtigt werden. So wurden wir durch die Kirche und die Schatzkammer geführt, die aufzeigen konnten, was ein Kloster in der Hochblüte zu leisten imstande ist.
Am letzten Tag ging es über das Stift Schlägl wieder nach Hause. Nicht fehlen durfte am Sonntag der Besuch des Gottesdienstes, den Abt Lukas Dikany leitete. In einer Führung wurden uns die Kirche, das Stift und seine Kunstschätze nähergebracht. Man konnte augenscheinlich feststellen, welch einen Unterschied es ausmacht, ob ein Kloster in Freiheit über Jahrzehnte seinen Besitz pflegen und hegen darf (wie im Kloster Schlägl, das nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in den Besitz des Prämonstratenserordens gekommen ist und das vorbildlich renoviert wurde) oder ob es aufgrund von Enteignung über Jahrzehnte brach liegen bleibt (wie das Kloster in Vyšší Brod) und es an Idealismus, Ideen und Geld fehlt, die notwendig sind, um die alten Gemäuer als wertvollen Schatz und geistiges Kulturerbe zu betrachten, das es zu erhalten gilt. Im Stiftskeller wurde noch das Mittagsessen eingenommen und dann die Heimreise angetreten, selbstverständlich nicht ohne nochmals einen Zwischenstopp – dieses Mal in Salzburg – einzulegen, um … richtig – das Abendmahl zu genießen.
Reich an neuen kulturellen Erfahrungen und vermutlich mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen schloss sich so der kulturelle und kulinarische Trip standesgemäß.
Ein herzliches Dankeschön geht an die Organisatoren Franz und Brigitte Schnellrieder, die in professioneller Art diese Reise in Zusammenarbeit mit „Lüftner Reisen“ organisierten und abwickelten. Die 52 Teilnehmer*innen dankten es Ihnen mit einem Bierbrand aus dem Stift Schlägl, der als äußeres, genussvolles und symbolisches Dankeschön an die beiden verschenkt wurde.